Einführung

Die Rolle des Therapeuten ist eine facettenreiche und herausfordernde Verantwortung, die kontinuierliche Selbstreflexion und persönliche Entwicklung erfordert. Die Fähigkeit, ein inneres Gleichgewicht zu bewahren und effektiv mit Klienten zusammenzuarbeiten, hängt stark von der Bereitschaft ab, eigene Fehler anzuerkennen und daraus zu lernen. Fehler sind nicht das Ende, sondern vielmehr der Ausgangspunkt für Wachstum und Lernen, die den Grundstein für therapeutischen Erfolg legen.

Die therapeutische Reise ist ein fließender und anpassungsfähiger Prozess, der eine hohe Anpassungsfähigkeit an den Klienten und dessen emotionalen Zustand erfordert. Klienten können uns in der Therapie mit ihren alten Rollenmustern konfrontieren, die sie eigentlich überwinden wollen, und diese können in uns eine bestimmte Reaktion hervorrufen. Das Spektrum ihres Zustands kann von einem Gefühl der Hilflosigkeit und dem Bedürfnis nach Anleitung bis hin zu einer tiefgreifenden Klarheit durch bereits gelöste Probleme reichen – und jeweils brauchen sie eine ganz andere Ansprache. Je besser wir uns selbst verstehen, desto besser sind wir darauf vorbereitet, unseren Klienten in ihren individuellen Herausforderungen beizustehen.

Ein zentrales Konzept, das in diesem Zusammenhang häufig zur Anwendung kommt, ist das sogenannte Drama-Dreieck. Dieses Modell beschreibt die negativen, sich wiederholenden Muster menschlicher Interaktion und bietet einen wertvollen Einblick in die Dynamik zwischen Therapeut und Klient.

In diesem Beitrag werden wir das Drama-Dreieck und seine Auswirkungen auf die therapeutische Arbeit genauer untersuchen. Wir werden die Rolle des Therapeuten als „Retter“ beleuchten und aufzeigen, warum diese Rolle nicht immer die heroische Position ist, die sie zu sein scheint. Darüber hinaus werden wir Strategien und Techniken vorstellen, wie Therapeuten aus dem Drama-Dreieck aussteigen und gesündere, effektivere Beziehungen zu ihren Klienten aufbauen können.

Unser Ziel ist es, Ihnen ein tieferes Verständnis der therapeutischen Arbeit zu vermitteln und Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Ihre eigene Praxis zu verbessern und zu bereichern. Wir hoffen, dass Sie durch die Lektüre dieses Beitrags neue Einsichten gewinnen und inspiriert werden, Ihre Rolle als Therapeut mit größerer Klarheit, Selbstbewusstsein und Effektivität zu erfüllen.

Definition des Drama-Dreiecks

Das Drama-Dreieck, ursprünglich entwickelt vom Psychiater Stephen Karpman in den 1960er Jahren im Kontext der Transaktionsanalyse, ist ein sozialpsychologisches Modell, das die negativen, sich wiederholenden Muster menschlicher Interaktion beschreibt. Es besteht aus drei Rollen: dem Opfer (die Person, die leidet), dem Retter (die Person, die hilft), und dem Verfolger oder Ankläger (die Person, die kritisiert). Wenn man Teil des Dreiecks wird, übernimmt man im Laufe der Zeit alle Rollen. Dieses Muster ist in jeder Beziehung und in jeder Familie zu beobachten. Jeder Mensch kann sich in diesem Muster wiederfinden und spielt in unterschiedlichen Situationen und Beziehungen unterschiedliche Rollen.

Warum steigen wir ins Drama-Dreieck ein?

Die Motivation, in das Dreieck einzusteigen, ist häufig der Stressabbau. Die treibenden Kräfte, die einen in das Drama-Dreieck ziehen, sind Schuld und Schuldzuweisungen. Klatsch und Tratsch sind weitere Eintrittspunkte. Das Bewusstsein für diese Dynamiken ist der erste Schritt, um sich aus dem Drama-Dreieck zu befreien und gesündere Beziehungen zu fördern.

Beispiel

In einer Therapiegruppe schilderte eine Frau ihre schwierige familiäre Situation. Die Frau sagte: „Ich möchte mit meiner Hassliebe zu meinem Mann arbeiten.“ – „Er schlägt meine Kinder aus meiner ersten Ehe, und das macht mich wirklich fertig.“ In diesem Szenario war sie die Retterin, ihr Mann der Verfolger und die Kinder die Opfer.

Doch dann gab es eine überraschende Wendung: „Aber weißt du, meine Tochter ist jetzt 15 Jahre alt und sie scheint in Ordnung zu sein. Ich glaube nicht, dass er ihr zu viel Schaden zugefügt hat. Vielleicht übertreibt sie damit, wie sie ihn verurteilt.“ Hier wechselte sie die Rollen. Das Opfer wurde ihr Mann, das Kind wurde der Verfolger, und sie selbst nahm die Rolle des Retters ein. Sie fühlte sich schuldig, da sie schlechte Dinge über ihren Mann gesagt hatte.

Sie erzählte weiter: „Aber mein älterer Sohn hasst ihn wirklich und wird das Haus verlassen, sobald er 18 Jahre alt ist.“ Und auf die Frage, was sie davon hält, antwortete sie: „Ich sage zu meinem Sohn: Oh, lass mich nicht mit ihm allein.“ Hier sehen wir ein weiteres Drama-Dreieck, in dem sie das Opfer ist, ihr Sohn der Retter und ihr Mann der Verfolger.

Schließlich sagte sie: „Aber weißt du, wenn die Kinder gehen, können mein Mann und ich vielleicht endlich die Beziehung haben, die wir uns immer gewünscht haben.” Ein weiteres Dreieck entstand, in dem sie das Opfer war, ihr Mann der Retter und die Kinder die Verfolger.

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie das Drama-Dreieck in unseren täglichen Interaktionen erscheinen kann und wie flexibel die Rollen innerhalb dieses Dreiecks sind.

Die Rolle ungelöster Traumata beim Einstieg ins Drama-Dreieck

Ungelöste Traumata können eine bedeutende Rolle beim Einstieg in das Drama-Dreieck spielen. Sie können dazu führen, dass wir uns in bestimmten Rollen wiederfinden, die uns vertraut und sicher erscheinen, auch wenn sie dysfunktional sind. Die Auseinandersetzung mit diesen Traumata und die Heilung der damit verbundenen Wunden ist ein wichtiger Schritt, um aus dem Drama-Dreieck auszusteigen und gesündere Beziehungen zu fördern.

Zwischen-Fazit

Das Drama-Dreieck ist ein mächtiges Modell, das uns hilft, unsere Interaktionen und Beziehungen besser zu verstehen. Es ist wichtig zu erkennen, dass das Drama-Dreieck oft eine Form der Vermeidung von Verantwortung und Eigenverantwortung ist. Personen im Drama-Dreieck tendieren dazu, die Schuld für ihre Probleme auf andere zu schieben, anstatt Verantwortung für ihre eigenen Handlungen und Reaktionen zu übernehmen. Um sich aus dem Drama-Dreieck zu befreien, ist es notwendig, Bewusstsein und Selbstreflexion zu üben und die Rollen zu erkennen, die wir in unseren Beziehungen einnehmen.

Der Therapeut als Retter: Der Superheld oder das wahre Opfer?

Oftmals ist die bevorzugte Einstiegsposition die des Retters – der „Heldenrolle“. Menschen, die zu dieser Rolle tendieren, zieht es oft in helfende Berufe wie Therapeut, Coach, Sozialarbeiter oder Pflegekraft. Sie sehen sich als Superhelden, die in der Lage sind, das Opfer zu retten und das Drama zu beenden. Sie fühlen sich oft dazu berufen, anderen zu helfen und Probleme zu lösen. Der Retter hat das Gefühl, wertvoll und nützlich zu sein, weil er anderen hilft.

Aber ist der Retter wirklich der Superheld, der er zu sein glaubt? Die Wahrheit ist, dass der Retter oft das wahre Opfer im Drama-Dreieck ist. Während der Retter sich als Gewinner fühlt, ist er in Wirklichkeit das wahre Opfer der Situation, da er seine ganze Energie und Zeit für andere aufwendet. Der Retter gibt oft seine eigene Energie, Zeit und Ressourcen auf, um anderen zu helfen, und kann dabei seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen vernachlässigen. Dies kann zu Erschöpfung, Burnout und Resignation führen.

Darüber hinaus kann der Retter, indem er ständig versucht, das Opfer zu retten, tatsächlich dazu beitragen, das Drama aufrechtzuerhalten. Indem er das Opfer ständig rettet, ermöglicht er dem Opfer, weiterhin in seiner Rolle zu bleiben und Verantwortung für seine eigenen Probleme zu vermeiden. Dies kann zu einer ungesunden Abhängigkeitsbeziehung führen, in der das Opfer ständig den Retter braucht und der Retter ständig gebraucht werden muss.

Der wahre Gewinner im Drama ist paradoxerweise das Opfer. Es erhält die gesamte Aufmerksamkeit und sucht ständig nach jemandem, der es rettet. Sobald der Retter seine Grenzen erreicht, wird das Opfer zum Verfolger und sucht nach einem neuen Retter. In diesem komplexen und oft schädlichen Muster ist es wichtig, dass sowohl Retter als auch Opfer ihre Rollen erkennen und Wege finden, um aus dem Drama-Dreieck auszubrechen.

Wie kann der Retter aus dem Drama-Dreieck aussteigen?

Wichtige Schritte, um aus dem Drama-Dreieck auszusteigen, sind Selbstreflektion, Grenzen setzen, Eigenverantwortung fördern, Selbstfürsorge und gegebenenfalls professionelle Unterstützung. Doch welche Art von professioneller Unterstützung könnte hilfreich sein?

Unsere Empfehlung ist die Transpersonale Regressionstherapie. Diese Therapieform ist besonders effektiv, um erlebte Traumata aufzudecken und zu verarbeiten sowie die damit verbundenen emotionalen Wunden zu heilen. Sie hilft dabei, die erneute Aktivierung von Traumata – auch bekannt als Restimulation – zu unterbinden.

Ein besonderer Vorteil der Transpersonalen Regressionstherapie ist ihre Offenheit für transpersonale Ursachen, wie beispielsweise Erfahrungen aus früheren Leben oder die Anhaftungen von Verstorbenen. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht es, dort zu wirken, wo andere Therapieformen aufgrund ihres begrenzteren Weltbilds an ihre Grenzen stoßen.

Durch die Integration von transpersonalen Elementen bietet die Transpersonale Regressionstherapie einen erweiterten Rahmen für Heilung und persönliches Wachstum. Sie ermöglicht es den Klienten, über die Grenzen des persönlichen Selbst hinauszuschauen und tiefgreifende Veränderungen auf allen Ebenen ihres Seins zu erleben.

Die Bedeutung eines strukturierten therapeutischen Rahmens für den Ausstieg aus der Retter-Rolle

Für Therapeuten, die dazu neigen, in die Rolle des Retters zu schlüpfen, bietet ein strukturiert aufgebauter therapeutischer Rahmen eine sichere und geordnete Umgebung, in der sie ihre helfenden Tendenzen ausleben können, ohne vom Retter zum Opfer zu werden.

Zu diesem Rahmen gehören klare Vereinbarungen über Zeitpunkt, Ort und Dauer der Therapiesitzungen sowie die Vergütung des Therapeuten. Des Weiteren ist ein klar definierter Therapieauftrag entscheidend, in dem die Ziele und Grenzen der Therapie festgelegt werden. Dieser Auftrag bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Klient.

Ein solcher therapeutischer Rahmen enthält dann automatisch wesentliche Elemente der Empfehlungen zum Ausstieg aus dem Drama-Dreieck:

  1. Grenzen setzen: Der therapeutische Rahmen legt klare Grenzen fest, sowohl für den Therapeuten als auch für den Klienten. Dies schützt den Therapeuten vor Überforderung und Burnout und ermöglicht ihm, seine Rolle als Helfer auf eine gesunde und nachhaltige Weise auszufüllen.
  2. Förderung der Eigenverantwortung des Klienten: Durch den therapeutischen Rahmen wird der Klient dazu ermutigt, Verantwortung für seinen eigenen Heilungsprozess zu übernehmen. Dies unterstützt den Therapeuten dabei, aus der Rolle des Retters auszusteigen und in die Rolle des Begleiters zu wechseln.
  3. Selbstfürsorge: Der therapeutische Rahmen ermöglicht es dem Therapeuten, seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren. Er muss nicht ständig verfügbar sein, sondern nur zu klar vereinbarten Zeiten, und kann sonst auch Pausen einlegen. Dies ist eine Form der Selbstfürsorge, die dazu beiträgt, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden des Therapeuten zu erhalten.
  4. Steigerung des Selbstwertgefühls: Der therapeutische Rahmen bestätigt die Rolle und den Wert des Therapeuten. Er wird für seine Arbeit geschätzt und bezahlt, was sein Selbstwertgefühl und seine Zufriedenheit in seiner Rolle als Therapeut stärkt.

Fazit

In der Therapie sind wir alle Helden auf unserer eigenen Reise. Doch wie wir gesehen haben, ist der Retter im Drama-Dreieck nicht der Superheld, der er zu sein glaubt. Vielmehr kann er sich in einem Zyklus von Schuld, Verantwortungsübernahme und Erschöpfung verfangen, der ihn letztlich zum wahren Opfer macht. Es ist wichtig, dass wir uns dieser Dynamik bewusst sind und Wege finden, aus dem Drama-Dreieck auszusteigen.

Die Transpersonale Regressionstherapie bietet hierfür einen vielversprechenden Ansatz. Sie ermöglicht es uns, tief sitzende Traumata aufzudecken und zu heilen, und bietet uns gleichzeitig einen erweiterten Rahmen für persönliches Wachstum und Transformation. Durch die Integration von transpersonalen Elementen können wir über die Grenzen unseres persönlichen Selbst hinausblicken und tiefgreifende Veränderungen auf allen Ebenen unseres Seins erleben.

Wenn Sie sich nun fragen, wie Sie mehr über diese Therapieform erfahren können, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist die Inanspruchnahme einer Therapie-Sitzung, um die Methode aus erster Hand zu erleben. Eine andere Möglichkeit ist das Lesen des Buches „Tiefenheilung und Transformation“ von Hans TenDam, das einen umfassenden Einblick in die Theorie und Praxis der Transpersonalen Regressionstherapie bietet. Und schließlich können Sie sich auch für die Ausbildung zum Transpersonalen Regressionstherapeuten anmelden, um selbst zum Helden in der Therapie zu werden – nicht als Retter im Drama-Dreieck, sondern als Begleiter auf dem Weg zur Heilung und Transformation.

In jedem Fall ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass der wahre Held in der Therapie nicht derjenige ist, der rettet, sondern derjenige, der den Mut hat, sich seinen eigenen Herausforderungen zu stellen, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und den Weg der Heilung und Transformation zu gehen. Denn letztendlich ist es diese Reise, die uns zu den wahren Helden unseres eigenen Lebens macht.